Biographie

Irene Brann wurde 1912 in Dresden geboren. Der jüdische Grossvater väterlicherseits hatte sich als junger Mann zum Hofjuwelier in Dresden hochgearbeitet. Die Mutter starb ein Jahr nach der Geburt, der Vater wurde 1914 in den Krieg eingezogen. Sie kam zu den Grosseltern mütterlicherseits, wo sie in einem behüteten und anregenden Umfeld leben konnte, welches sie grundlegend beeinflusste. Von der Grossmutter lernte sie die Faszination für die Natur kennen, dem Grossvater, der Kunstmaler war, schaute sie bei der Entstehung seiner Bilder zu. 1918 kehrte der Vater aus dem Krieg zurück, heiratete erneut und nahm das Kind zu sich. 1923 begann der nationalsozialistische Spuk und Irene erlebte die ersten Anpöbelungen auf offener Strasse. Nach Ende der obligatorischen Schulzeit wurde sie zum Erlernen der Sprache nach England geschickt. Danach verbrachte sie zwei Jahre bei einer Tante in Hamburg. Nach einer Zeit der Orientierungslosigkeit entschied sie sich, das Abitur zu machen. Nach einem ausgezeichneten Abschluss wurde ihr jegliches Studium verweigert. Sie entschloss sich, eine Lehre als Photographin zu machen. Doch nach Ende der Gesellenzeit bedeutete dies wieder das Aus für weitere Berufsmöglichkeiten. Die sich stets verdüsternde politische Realität, der aufziehende Faschismus, wurde von der Familie vorerst noch ignoriert, aber dann erschien es immer dringlicher, aus Deutschland zu fliehen. 1938 lernte sie ihren künftigen Mann, Fritz Brann, kennen, der als Ingenieur ins Exil gehen musste. Sie folgte ihm, als in Deutschland bereits die Synagogen brannten, nach Bolivien. Ihrem Vater gelang es noch, mit dem vorletzten Schiff nach Südamerika auszureisen.

Die Jahre 1939 bis 1946 verbrachte das Ehepaar Brann in Potosi, einem Nest aus der Kolonialzeit, in dem ihr Mann in einer Eisenerzmine als Ingenieur tätig war. Sie arbeitete als Photographin. 1946 folgte die Versetzung in eine grosse Mine nach Pulakayo, von wo aus die landesweite Arbeitererhebung ihren Anfang nahm. Gleichzeitig mit der Arbeiterbewegung hatte sich auch die revolutionäre Bewegung verstärkt. Diese macht Druck mit der Forderung nach Verstaatlichung aller Minen und Grossbetriebe. Fritz Brann wurde nach Lima versetzt. 1953 begann Irene Brann ein Studium an der neu gegründeten Kunstschule „Academia de Arte Catolico“ unter der Leitung des bedeutenden Wiener Künstlers Adolf Winternitz. Nach 3 Jahren erhielt sie das Diplom und stand künstlerisch auf eigenen Füssen.

Die darauf folgenden Jahre waren gekennzeichnet durch zunehmendes berufliches Engagement des Ehemannes. Irene kümmerte sich um den Bau eines Hauses, in welchem sie nach eigenem Entwurf ein grosses Mosaik erstellte, sie malte und zeichnete und pflegte ein reges gesellschaftliches Leben. Ende der 60-er Jahre wollte Fritz Brann nach seiner Pensionierung nach Deutschland zurückkehren. Aber Irene war strikte dagegen, sie konnte sich nicht vorstellen, wieder in Deutschland zu leben. So kam das Paar nach Lugano. Irene malte weiter, sehnte sich aber nach einem ruhigeren Ort, an dem sie konzentrierter malen konnte. Seit längerer Zeit besass das Paar ein Grundstück in Soglio, dem wohl schönsten Dorf der Alpen. Darauf errichteten sie ein Haus und Irene pendelte zwischen Lugano und Soglio. Seit dem Tod ihres Mannes im Jahre 1986 lebt Irene Brann in Soglio, sie malte weiter, solange ihr Augenlicht das ermöglichte.